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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
H5 - Gesundheitsdienste I
09:00 - 10:30
Pandemien, Extremwetter oder massive Stromausfälle können Public-Health-Krisen auslösen. Für Personen, die in ihrer Häuslichkeit auf pflegerische Unterstützung angewiesen sind, ergeben sich dabei besondere Risiken. Wie kann ihre dezentrale Versorgung auch im Krisen- und Katastrophenfall aufrechterhalten werden? Wie können sie ggf. evakuiert und weiterversorgt werden? Wie können Gesundheits- und Pflegedienste sowie der Katastrophenschutz dabei vor Ort kooperieren?
Diese Fragen werden in dem vom BMBF geförderten Forschungsprojekt „Aufrechterhaltung der ambulanten Pflegeinfrastrukturen in Krisensituationen“ (AUPIK) in einem Konsortium aus verschiedenen Perspektiven bearbeitet.
Im Forum werden Zwischenergebnisse aus der IST-Analyse des mehrstufigen Forschungsprozesses präsentiert. Demnach werden die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der dezentralen häuslichen Versorgung Pflegebedürftiger im Krisen- und Katastrophenfall oder bei einer ggf. erforderlichen Evakuierung noch kaum wahrgenommen. Eine bessere Zusammenarbeit der Gesundheits- und Pflegedienste und des Katastrophenschutzes ist dringend angezeigt, jedoch voraussetzungsvoll.
Das Risikobewusstsein zu erhöhen und die Kompetenz zu fördern, sich auf Krisen und Katastrophen vorzubereiten, hat hohe Priorität. Dies gilt für Mitarbeiter*innen von Gesundheits- und Pflegediensten wie auch für Pflegebedürftige und ihr soziales Umfeld. Zudem muss die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheits- und Pflegediensten mit dem Katastrophenschutz im kommunalen und regionalen Kontext intensiviert werden.
Ethische und politikwissenschaftliche Perspektive
Durch die COVID-19-Pandemie ist erneut zu beobachten, dass Sorgebeziehungen und sozioökonomische Infrastrukturen der Fürsorge (insb. Pflege, Bildung) zentrale Bestandteile einer resilienten Krisenstrategie sind, aber als solche ungenügende Anerkennung und Unterstützung erfahren. Stattdessen herrscht ein instrumentelles, technisches Infrastrukturverständnis vor, welches u. a. aus ethischer Perspektive zu problematisieren ist.
Pflegewissenschaftliche Perspektive
Basierend auf einer Literaturanalyse und Befragung ambulanter Pflegedienste wird der IST-Stand der häuslichen Versorgung Pflegebedürftiger im Krisen- und Katastrophenfall dargestellt. Verglichen mit dem internationalen Entwicklungsstand zum sog. Disaster Nursing zeigt sich der hierzulande dazu bestehende Nachholbedarf besonders deutlich. Dem wird durch Organisations- und Personalentwicklung wie vor allem auch Vernetzungsinitiativen zu begegnen sein.
Perspektive des Katastrophenschutzes
Im Sinne eines sozialraumorientierten Bevölkerungsschutzes ist eine abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Pflege und Katastrophenschutz wichtig, um die häusliche Versorgung Pflegebedürftiger in Krisen durch den Katastrophenschutz zu unterstützen. Hierfür entwickelt das DRK Konzepte und Materialien für eine Aufrechterhaltung der ambulanten Pfleginfrastrukturen sowie einen Betreuungsplatz für eine temporäre Zentralisierung von Pflegebedürftigen.
Foto: André Wagenzik