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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
H1 - Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik II
09:00 - 10:30
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert die Psychosoziale Gesundheit als „Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeit ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen“.
Psychosoziale Gesundheit hat maßgeblichen Einfluss auf unser Leben und unsere Lebensqualität. Daher hat ihre Beeinträchtigung erhebliche individuelle sowie gesellschaftliche Folgen. Unsere psychosoziale Gesundheit wird von individuellen Aspekten sowie von sozialen, umfeldbedingten und wirtschaftlichen Faktoren und Determinanten beeinflusst. Armut, geringe Bildung, schlechte Wohn- und Arbeitsbedingungen, ungenügende soziale Kontakte, Ausgrenzung und Isolation, Gewalt, Diskriminierung oder andere Stressfaktoren beeinträchtigen unser psychosoziales Wohlbefinden und bieten im Umkehrschluss mögliche Ansatzpunkte für Prävention und Stärkung der Gesundheit.
Um die psychosoziale Gesundheit, das Wohlbefinden und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) aller Menschen zu fördern und zu erhalten, müssen Lebens- und Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie die psychosoziale Gesundheit in allen Aspekten des Lebens fördern sowie Belastungen und Stress reduzieren bzw. verhindern. Es braucht systematische und strukturierte Maßnahmen, damit Lebensbereiche (z. B. Schule, Arbeitsplatz, soziales Wohnumfeld etc.) unterstützend gestaltet und Lebenskompetenzen, inklusive der Resilienz im Gegenpol zur Vulnerabilität (Verletzbarkeit, Anfälligkeit), aller Menschen gestärkt werden.
Unsere Beträge betrachten die psychosoziale Gesundheit von unterschiedlichen Zielgruppen aus verschiedenen Blickwinkeln und laden ein, Lösungsansätze zu nennen, zu diskutieren und zu erarbeiten.
Die Veranstaltung findet zum Teil in englischer Sprache statt
Medizinisches Personal brennt nicht aus – sie verglühen in der Schnittmenge aus Moralischer Verletzung, Empathie-Trauma, PTBS und BurnOut
Die vier Konzepte Moralische Verletzung, Empathie-Trauma, PTBS und BurnOut werden in ihren Schnittmengen, Besonderheiten und Unterschieden vorgestellt. E s werden Bezüge zum Alltag medizinischen Personals und den speziellen Herausforderungen während der Pandemie beschrieben. Gefahren für medizinisches Personal werden herausgearbeitet und die Gründe für Enttäuschungen beim Suchen nach einfachen Antworten aufgezeigt.
Beschreiben verschiedener Stresspräventionskurse in Medizin und Pflege und ihrer Beschränkung. Es wird aufgezeigt, dass Konzepte wie Resilienz und BurnOut die Verantwortung hin zum Individuum verschieben und dadurch strukturelle Probleme verschleiern. So helfen sie einzelnen nur kurzfristig aber verschlimmern die Situation langfristig leider.
Oft wird die Fürsorge für medizinisches Personal den Dienstplan-Notwendigkeiten hintenan gestellt. Diese Unverbindlichkeit legt nahe, dass darauf im Notfall verzichtet werden kann. So entstehen Notfälle in der Psyche der Versorgenden und die gehen aus dem Beruf. Schutz-Fortbildungen für medizinisches Personal dürfen nicht optional sein.
Die Beschränkung der Sichtweisen einzelner Konzepte ist zu erweitern auf die Prävention der oben genannten.
Verbindlichkeit für den Schutz des medizinischen Personals und nicht als Belohnung oder zusätzliches Angebot
Lernen aus anderen Bereichen sozialer Arbeit: politische Arbeit muss immer Teil der sozialen, medizinischen und pflegerischen Arbeit werden, um strukturelle Veränderungen zu erreichen.
Mit Resilienz aus der Krise in der Pandemie: Die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf Frauen, Trans* und Inter*, die in einer vulnerablen sozialen Lage sind und sich in einer Krise Befinden.
Bei dem Folgenden Beitrag handelte es sich um die Erfahrungen der Nutzer*innen des Frauen*NachtCafés Berlin während der Covid-19 Pandemie. Das Frauen*NachtCafé ist eine niedrigschwellige Krisenanlaufstelle für Frauen, Inter* und Trans*, die sexualisierte Gewalt in der Kindheit und Jugend erlebt haben. Der Träger dieses Projekts ist der Verein Wildwasser e.V.. Die Nutzer*innen dieses Projekts sind in der Regel Menschen, die sexualisierte Gewalt in der Kindheit und Jugend erlebt haben und dadurch anfälliger für Krisen sind als andere Bevölkerungsgruppen. Diese Nutzer*innen sind auch in der Regel von Armut betroffen. Dazu ergibt sich die Frage: Welche Auswirkungen hat die Covid-19 Pandemie auf die Lebensqualität und mentale Gesundheit der Nutzer*innen des Frauen*Nacht Cafés?
Die Methode ist die Analyse von anonymisierten Fragebögen den die Nutzer*innen des Frauen*NachtCafés ausfüllen. Diese Fragebögen werden analysiert und miteinander verglichen.
Die Folgen der Covid-19 Pandemie im Bezug auf Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und Verschlechterung von seelischen Beschwerden trifft Menschen aus unserer Zielgruppe stark zu.
Hier geht es darum, die Bedürfnisse und Perspektiven von Menschen bezüglich Covid-19 aus einer wirtschaftlich und sozial schlechter gestellten Lage im Rahmen des Kongresses Armut und Gesundheit in die Public Health Disziplin zu bringen in der Hoffnung, dass diese in der Politik gesehen und erfüllt werden.
Weist die psychische Gesundheit den Weg zu Männergesundheitsaktionen in Deutschland?
Analysen der WHO Europa belegen, dass psychische Erkrankungen mit 20% die dritthäufigste Ursache für die Krankheitslast (burden of disease) nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen sind. Mentale Gesundheit ist eine wertvolle Quelle von Humankapital und Wohlbefinden. Im Vortrag wird die Krankheitslast durch psychische Störungen anhand verfügbarer statistischer Daten dargestellt. Die Fragestellung lautet: Wie kann die psychosoziale Gesundheit gestärkt werden?
Psychische Störungen werden aus verschiedenen Statistiken und Surveys analysiert: u.a. National Mental Health Surveillance des RKI, Krankenhausstatistik, Arbeitsunfähigkeitsstatistik, Reha-Statistik der DRV, Statistik schwerbehinderter Menschen, Berichte der Sozialpsychiatrischen Dienste, Todesursachenstatistik.
In den vergangenen 10 Jahren ist ein deutlicher Anstieg psychischer Störungen im Diagnose- und Behandlungsspektrum in Deutschland erfolgt. In der ambulanten Versorgung gibt es seit 2007 einen Anstieg um 45% bei Frauen und 65% bei Männern. 37% der Frühberentungen von Männern und 50% bei Frauen beziehen sich auf psychische Störungen. Nur ein Teil der Betroffenen kann von sozialpsychiatrischen Diensten intensiv betreut werden.
Unterschiedliche Ursachen, Symptome und Verläufe bei Männern und Frauen erfordern genderspezifische Maßnahmen zur Förderung der mentalen Gesundheit – z.B. durch besondere Aktionspläne. Die Stärkung psychosozialer Dienste hilft, diejenigen aufzufangen, die solcher Betreuung bedürfen und einer Erwerbsminderung durch psychosoziale Störungen vorzubeugen.
Improving children’s psychosocial wellbeing through movement-based psychosocial activities ‘TeamUp’: A Quasi-experimental study in refugee settlements in Uganda
Research on psychosocial health promotion and preventive interventions is limited, yet the need of quality services is paramount. In the world’s largest refugee settlement ‘Bidi-bidi’ in North-Western Uganda, the movement-based psychosocial intervention ‘TeamUp’ was integrated into primary schools to address children’s psychosocial needs. The intervention strives to strengthen children’s psychosocial wellbeing through body-movement, socialisation and offering a safe environment.
A quasi-experimental study design was used to assess the outcomes of 10-15 year-old children participating in TeamUp sessions compared to a control group, i.e. children receiving education and activities as usual. Trained community facilitators provided 10-11 group sessions over a 6-week period. Child-reported outcomes were collected at baseline and endline (n=550).
Session attendance and implementation fidelity was high. Children participating in TeamUp activities showed a significant improvement compared to the control group on various outcomes, including psychological wellbeing, satisfaction with school, health-related quality of life, physical activity and health and a reduction on post-traumatic stress. No differences were found between the two groups on other measures such as irritability, depressive symptoms or satisfaction with friends.
The brief 6-week movement-based psychosocial support intervention ‘TeamUp’ demonstrated positive and very promising results. The study offers strong support for TeamUp having the potential to serve as a health promotive and preventive intervention.
Foto: André Wagenzik