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Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland. An drei Veranstaltungstagen tauschen sich Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen, Praxis und Selbsthilfe zu Themen gesundheitlicher Ungleichheit aus. Aktuelle Forschungsergebnisse werden ebenso diskutiert und vertieft wie neue Strategien, Lösungsansätze und Erfahrungen. Die vergangenen Kongresse haben bereits eine Vielzahl neuer Kooperationen auf den Weg gebracht und Entwicklungen und Diskussionen angestoßen.
Mit dem Engagement aller Akteur*innen und Teilnehmenden des Kongresses erfährt eine heterogene Gruppe von Menschen eine Lobby, die oftmals wenig Unterstützung erhält.
H1 - Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik I
13:15 - 14:45
Der Begriff der „Generation“ umfasst nicht nur die „Gene“, die in der Biologie hinsichtlich der Vererbung von Bedeutung sind, sondern wird vielmehr auch in der Soziologie verwendet, um gesellschaftliche Prägung unterschiedlicher Alterskohorten herauszuarbeiten. Sozialisationstheorien heben die Wechselbeziehung zwischen sozialen, ökonomischen und ökologischen Lebensbedingungen eines Individuums und seiner/ihrer (Persönlichkeits-) Entwicklung hervor. Dies wiederum steht in Zusammenhang mit dem Gesundheitsverhalten bzw. mit gesundheitlicher Chancengleichheit, die es gemäß dem Konzept der Salutogenese ermöglicht, physische und psychische Gesundheit zu erreichen.
Die in der öffentlichen Diskussion verwendeten Zuschreibungen an Generationen sind teilweise unscharf oder sogar widersprüchlich. Dadurch werden Alterskohorten übergreifende Merkmale zugeordnet, die richtigerweise Transformationsprozesse aufgreifen, welche das Leben der Mitglieder dieser Altersgruppe beeinflussen, zugleich aber auch vereinfacht sind, da die besonderen Lebensbedingungen eines jeden Einzelnen innerhalb von Milieus oder anderen (sozialen) Kontexten nicht berücksichtigt werden. Dennoch ist diese Kategorisierung im Kontext der Gesundheit(sforschung) von Bedeutung. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, Veränderungen von Normen und Werten (z.B. hinsichtlich zunehmender Flexibilisierung, Individualisierung und gesellschaftlicher Fragmentierung) sowie den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, werden in diesem Fachforum verschiedene (potentielle) Spannungsfelder zwischen Generationen in Bezug auf individuelle und gesellschaftliche Verantwortung sowie deren Auswirkungen auf Gesundheit betrachtet.
Generationengerechtigkeit angesichts existenzieller Risiken
Pflichten gegenüber anderen Generationen sind eines der kraftvollsten, emotionalsten und effektivsten Argumente, das Politiker*innen und Bürger*innen zur Verfügung steht. Dies wird in Zeiten von Klimawandel und COVID-19 auch im Kontext gesundheitsbezogener Fragen besonders deutlich. Art und Umfang der Pflichten sind jedoch unklar. Die Beschreibung einer Theorie der Generationengerechtigkeit eröffnet nicht nur für die philosophische, sondern auch für die die politische Debatte neue Impulse.
Foto: André Wagenzik